Wir Menschen bestehen aus verschiedenen Körperebenen. Unsere physische Ebene ist über unsere fünf Sinne erfahrbar, während die Mentalebene unser Lernen und Denken, also unser Bewusstsein, repräsentiert. Über die Emotionsebene nehmen wir unsere inneren Empfindungen wahr, die unsere Stimmung beeinflussen und sich durch Körperreaktionen äußern können. In unserem Leben machen wir unterschiedliche Erfahrungen. Je nachdem, wie wir eine Situation erlebt haben und welche Emotion dabei ausgelöst wurde, werden die Informationen in unserem Unterbewusstsein abgespeichert und kategorisiert. Dieser Mechanismus ist notwendig, denn unser Gehirn kann pro Sekunde 11 Millionen Bits an Reizen verarbeiten. Damit unser Gehirn diese enorme Datenmenge bewältigen kann, muss unser Unterbewusstsein in Millisekunden entscheiden, welche Informationen relevant sind und welche ausgeblendet werden können – oder sogar müssen. Diese Kategorisierung ist essenziell, um unser Nervensystem zu regulieren und schnell Entscheidungen treffen zu können.
Wie entwickelt sich unser Kategoriendenken im Laufe unseres Lebens? Wir kommen mit einer „leeren Festplatte“, die für unser Gehirn steht, auf die Welt. Diese wartet darauf, „bespielt“ zu werden. In den ersten drei Lebensjahren geschieht dies unbewusst, und wir sind in dieser Phase vollständig auf unsere Bezugspersonen angewiesen. Zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr beginnen wir, unsere Umwelt bewusster wahrzunehmen und Kategorien zu bilden: „Was ist richtig? Was ist falsch?“ Diese Kategorien entstehen durch Interaktionen mit unserer Umwelt. Mit der Zeit sammeln wir immer mehr Erfahrungen und kreieren neue Kategorien, die wir immer weiter füllen. Mit jedem Jahr wächst unser Erfahrungsschatz – und irgendwann ist unsere „Festplatte“ nahezu voll. An diesem Punkt haben wir eine vollständige Persönlichkeit entwickelt, die sicherstellt, dass wir in ähnlichen Situationen vergleichbar handeln, indem sie uns automatisch dazu bringt, so zu handeln, wie es für uns am dienlichsten ist oder zumindest so erscheint. Allerdings speichern wir im Laufe der Jahre auch Glaubenssätze durch unbewusst negativ bewertete Erfahrungen ab. Diese Glaubenssätze können wie ein Programm wirken, das uns immer wieder die gleichen negativen Verhaltensweisen abspulen lässt. Bis zu unserem 30. Lebensjahr ist unsere „Festplatte“ zu etwa 95 % mit Glaubenssätzen gefüllt, die uns unbewusst prägen und unser Verhalten steuern.
Was passiert, wenn unser Speicherplatz knapp wird? An diesem Punkt gerät unsere Wahrnehmung in Konflikt mit unseren unbewussten Glaubenssätzen: Das, was wir sehen und erleben, passt nicht mehr zu den Überzeugungen, die wir über Jahre abgespeichert haben. Wir beginnen nachzudenken und Dinge zu hinterfragen. Dieser Prozess ist vergleichbar mit einer Computer-Festplatte: Nach Jahren des unreflektierten Speicherns von Fotos, Dokumenten oder Musik erscheint plötzlich die Meldung: „Der Speicherplatz ist voll.“ Nun stehen wir vor einer Entscheidung. Beim Computer hätten wir zwei Optionen: eine neue Festplatte kaufen oder alte Daten löschen. Für unser Unterbewusstsein gibt es jedoch nur eine Möglichkeit: Wir müssen Dinge löschen oder überschreiben, die uns nicht mehr dienen. Eigentlich sind wir darauf programmiert, uns weiterzuentwickeln, anstatt Energie in überholte Überzeugungen zu investieren. Doch das Löschen fällt uns schwer, da unsere Werte und unsere Identität auf diesen Überzeugungen beruhen. Es hat Jahre gedauert, diese „Datensätze“ zu erschaffen – sollen wir sie einfach über Bord werfen? Unsicherheit schwingt dabei immer mit: „Wofür mache ich Platz? Ist es das wert?“ Doch genau hier liegt unsere wahre Superkraft verborgen: "Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung", wie Heraklit, ein griechischer Philosoph, schon sagte. Wenn wir den Mut haben, das Alte loszulassen, gewinnen wir ein enormes Maß an Freiheit. Es erlaubt uns, unsere „Festplatte“ neu zu ordnen und uns von Ballast zu befreien. Das ist gleichermaßen wundervoll und beängstigend. P.S. du kannst jederzeit, die dir nicht dienlichen Glaubenssätze ausfindig machen und dich mit empowernden Dingen neu bespielen, dafür muss der Speicherplatz nicht erst voll sein.
Warum ist Veränderung so essenziell? Die Dinge so zu belassen, wie sie sind, gibt uns zwar Sicherheit und das Gefühl, die Welt zu verstehen. Aber wie haben sich Generationen vor uns weiterentwickelt? Hätten wir nur reproduziert, was uns beigebracht wurde, wäre unsere Gesellschaft stehen geblieben. Jede Generation rebelliert auf ihre Weise, um auf Missstände hinzuweisen und neue Wege zu schaffen. Rebellion ist nicht einfach nur Widerstand – sie ist ein Hinweis auf notwendige Veränderungen. Meine Eltern wuchsen in einer Zeit auf, in der die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau stark im Fokus stand. Ohne Frauen, die bewusst provozierten und aneckten, könnte ich heute als Frau nicht dieses Maß an Selbstbestimmung leben. Ich profitiere von den Errungenschaften ihrer Generation, doch meine Generation steht vor neuen Herausforderungen.
Was passiert, wenn wir die Werte und Überzeugungen unserer Eltern übernehmen, ohne sie zu hinterfragen? Unser System rebelliert. Es signalisiert uns: „Mach Platz für neue Informationen und Wertevorstellungen.“ Ich bin dankbar für jede Generation vor uns, die uns diesen Weg geebnet hat. Gleichzeitig sehe ich es als unsere Verantwortung, diesen Prozess weiterzuführen – für uns und für die Generationen nach uns. Veränderung ist der Schlüssel, damit die Menschheit sich weiterentwickeln kann und jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen.